Selbsthilfe Chronische Schmerzen

Positive Bilanz der Schmerztage 2016

Miteinander war das zentrale Thema der 7. Konstanzer Schmerztage am 7. und 10.Juni.
Die Premiere für die Verantwortlichen von Selbsthilfegruppe und Schmerzzentrum den bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz in die Konstanzer Schmerztage einzubeziehen ist sehr gut gelungen.

Dass sich viele Patienten noch nicht gut versorgt wissen und die stetig steigende Zahl der Betroffenen zeigte das große Interesse an den sehr gut besuchten Vorträgen an beiden Veranstaltungstagen.

07.06. Klinikum Konstanz

Sehr gut angenommen und mit großem Interesse verfolgt wurde die Vorstellung des Teams des Zentrum für Schmerztherapie am Klinikum Konstanz durch Prof. Dr. Wolfgang Krüger.

Es war vielen Zuhörern nicht bewusst, wie viele Fachrichtungen während eines stationären Aufenthalts von bis zu 3 Wochen an der Behandlung beteiligt sind. Für die stationäre Aufnahme reicht eine Einweisung des behandelnden Arztes.

Es wurde in der Diskussion sehr deutlich, das mehr Patienten die Ambulanz in Anspruch nehmen möchten. Das dies aber nur mit Überweisung eines niedergelassenen Schmerztherapeuten möglich ist, stieß auf Unmut und Unverständnis.

Prof. Krüger und Frau Dr. Mergner erklärten die Hintergründe.

Was ist ein Placebo, wie wirkt es und warum kommt es zum Einsatz. Auf diese Fragen gab Frau Dr. Dana Mergner mit ihrem interessanten Vortrag z.T. recht überraschende Antworten.

Eine Patientin, Mitglied der Selbsthilfegruppe berichtete über die Hilfe, die sie in der Gruppe neben zahlreichen Informationen, erfährt. Ganz wichtig ist dabei das vertrauensvolle Miteinander; hier kennt jeder die Probleme des anderen. Johannes Fuchs von der Selbsthilfekontaktstelle am Landratsamt Konstanz machte die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen für Betroffene deutlich und lobte die engagierte Arbeit des Vereins. Gern hätten sie mehr davon.

Annette de Groot zeigte Arbeit und Möglichkeiten der Selbsthilfe auf. Ihr Appell an Schmerzgeplagte: Gemeinsam können wir viel erreichen.

Auf reges Interesse stieß dann auch der Beitrag von Dr. Tobias Nitsch (Akupunktur) und Dr. Jens

Daniel (Osteopathie) vom Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin am Klinikum Konstanz.

Dabei zeigten beide Ärzte mit großem Engagement und Offenheit die Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung mit Akupunktur und Osteopathie auf.

 

10.06. Landratsamt Konstanz

Erfreulicher weise füllte sich auch am Freitag der große Sitzungssaal im Landratsamt Konstanz.

Großes Lob bekamen die Mitglieder der Selbsthilfe Vereinigung chronischer Schmerz e.V. für die großartige Organisation der nun schon 7. Mal stattfindenden Veranstaltung.

Sozialdezernent Axel Gossner, der den Landrat als Schirmherrn vertrat, Dr. Ewald Weisschedel für die Stadt Konstanz und Uwe Daltoe von der AOK hoffen schon jetzt, dass es in zwei Jahren die achten Konstanzer Schmerztage geben wird.

Als Musiktherapeut Markus Löhr seinen Beitrag mit einer musikalischen Darbietung begann, wurde es mucksmäuschenstill im Saal – es war Erlebnis und Genuss.

Mit diesem einstand wurde so auch deutlich, wie der Therapeut mit Patienten arbeitet und was Musik bewirken kann. Ohne eine Zugabe ließen ihn die Zuhörer dann auch nicht gehen.
Ebenso aufmerksam verfolgt wurde auch der Vortrag von Dr. Oliver Müller zur psychologischen Begleitung/Therapie in der Schmerzbehandlung. Von Patienten oft abgelehnt, ist sie doch ein wichtiger Bestandteil der multimodalen Therapie. Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Hegau-Bodensee-Klinikum in Singen mit Chefarzt Dr. Müller und dem Musiktherapeuten Markus Löhr arbeitet nur stationär. Dies wurde sehr bedauert.

(Insbesondere mit dem Hintergrund, dass ambulant eine zeitnahe und qualifizierte Psychotherapie nicht erreicht wird, wie Rückmeldungen Betroffener zeigen)

Dr. André Hagebeuker vom Zentrum Schmerzmedizin Bodensee in Friedrichshafen erläuterte eine operative Möglichkeit Schmerzen mit neuropathischer Ursache effektiv zu behandeln.
Anhand eines Modells der elektronischen Sonde, der dazugehöriger Batterie und Darstellungen der Behandlungsgebiete und Operationsverfahren konnten sich die Anwesenden selbst ein Bild von dieser Methode machen.

Was Dr. Achim Gowin vom Zentrum für Altersmedizin am Hegau-Bodensee-Klinikum in Radolfzell über seine Arbeit und den Umgang mit alten Menschen sehr eindrucksvoll berichtete, erntete sehr viel Zuspruch und Beifall. „ Man spürt direkt, wie dieser Mann mit Herzblut dabei ist.

Solche Ärzte brauchen wir.“ so ein Besucher im Anschluss.

Von einer lange bekannten und bewährten Behandlung mit den Mitteln der Radiologie, der Röntgenreizbestrahlung gegen Gelenkschmerzen, berichtete Dr. Felix Zwicker.

Leider ist diese Methode durch moderne Medikamente in den Hintergrund geraten, dabei sprechen die Erfolge gerade bei Schulter- und Ellenbogenproblemen, der Finger-, Hüft- und Kniearthrose und dem Fersensporn, sowie die völlig schmerzfreie und kurze Behandlung (ca. 12 x 2 Min.) sehr dafür.

Die Kosten erden von den Krankenkassen übernommen, Hausarzt oder Orthopäde können überweisen.

Der leitende Oberarzt Siegfried Bäumler von der Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen gab einen kurzen Überblick (er hatte anschließend noch einen Vortrag in München) über naturheilkundliche Methoden zur Schmerzbehandlung. Der Einsatz von Mistel und Weihrauch, sowie Blutegeln und Fasten haben ihren Platz in der Schmerztherapie gefunden.

Weihrauch kann allerdings nur über Apotheken bzw. einen Hersteller bezogen werden und ist nicht gerade kostengünstig. Die Anwendung erfolgt insbesondere in der Rheumatherapie.

Nach der Kaffeepause fanden sich Dr. Heinrich Silber, Internist, Dr. Michael Vetter, Apotheker und Rechtsanwalt Gerhard Zahner zu einer lebhaften Diskussion zum Thema Cannabis unter der Moderation von Frau Dr. Tatjana Wolf, Fachanwältin für Medizinrecht, zusammen. Viele Schmerzmediziner sind für den Einsatz, da sie gute Erfahrungen mit ihren Patienten gemacht haben.

Die Abgabe über die Apotheken stellt für diese auch Herausforderung dar, da es spezieller Sicherheitsvorkehrungen zur Lagerung bedarf. Nach wie vor ist diese Medikation für den Patienten sehr teuer, da Kassen nur in wenigen Ausnahmen die Kosten übernehmen.

Ein weiterer Hinderungspunkt ist die Gesetzgebung. Es liegen derzeit Gesetzentwürfe zur medizinischen Anwendbarkeit und der Kostenübernahme durch die Krankenkassen vor. Diese müssen aber noch das Lesungsverfahren durchlaufen; entschieden ist also noch nichts.

Gewarnt wurde ausdrücklich über den Erwerb via Internet, a). da keine Garantie über Wirkstoff und Wirksamkeit gegeben ist, b) der Erwerb und Besitz immer noch strafbar ist.

„Es waren anstrengende Vorbereitungen, die sich aber für alle Betroffenen gelohnt haben.“ so die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe. Sie bedankte sich herzlich bei allen Mitwirkenden und ganz besonders bei den Mitgliedern für die große Hilfe. „ Ihr seid Spitze“